Die Farbratte

Die Wanderratte, von dieser unsere Farbratten/ Laborratten abstammen, war ursprünglich im nördlichen Ostasien beheimatet und bewohnte dort unterirdische Behausungen in Wälder und buschreichem Gelände.

Die Wanderratte ist ein Allesfresser und suchte so immer mehr die Nähe des Menschen. Seit der Mensch durch Handelsschiffe fremde Länder erreichte, breitete sich auch die Wanderratte und andere Altweltmäuse aus. Etwa Anfang des 20. Jahrhundert begann die Domestikation (Zähmung zum Haustier) der Wanderratte. Zuerst als Laborratten gehalten, entstanden durch jahrelanger Züchtung dem Menschen angepasste Farbratten, die als Haustier gehalten werden können.



Die Heimtierhaltung

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Ratten leben normalerweise in großen Gruppen/Rudeln zusammen. Deshalb sollten auch in der Heimtierhaltung immer mehrere Tiere zusammen gehalten werden um zu kuscheln, zusammen auf einem Haufen schlafen, gegenseitigem Putzen, spielen, toben und auch zum kommunizieren im Ultraschallbereich. Nur da Leben in Gruppen gibt den Tieren Sicherheit. Die Ratten erkunden immer zusammen ihre Umgebung.

 

Auslauf

Täglich einige Stunden Auslauf sind Pflicht.

Ratten sind sehr aktive Tiere und egal wie groß das Gehege ist, es wird dem enormen Bewegungsdrang und der Neugier der Tiere nie gerecht. Deshalb sollte jedem Rattenhalter von Anfang an klar sein, dass die Ratten jeden Tag - wirklich jeden Tag ohne Ausnahme - aus dem Käfig raus kommen und ihre Umgebung erkunden müssen. Mindestens zwei Stunden sollte dafür eingeplant werden, aber wer seine Ratten liebt, der gönnt ihnen einen ganzen Abend oder den ganzen Morgen im Freilauf. Da Ratten dämmerungsaktiv sind, ist ein Auslauf mitten am Tag meist nicht sinnvoll und wird weniger genutzt. Der Auslauf sollte auch nach Möglichkeit täglich zur gleichen Zeit statt finden, Ratten mögen feste Zeitpläne.


Das Gehege

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Für die Rattenhaltung werden große Volieren empfohlen. Für eine kleine Gruppe von vier Tieren mindestens eine Grundfläche von 100 x 60 xcm und 180 cm Höhe.

Grundfläche sowie Höhe sind wichtig bei Ratten. So sollte die Grundfläche nicht kleiner als 0,5 m2 sein damit die Tiere auch im Gehege ein wenig laufen können. Auch hier wäre größer auf jeden Fall besser.

Ratten klettern gern, darum sollte der Käfig nicht nur eine große Bodenfläche zum Laufen, sondern auch eine entsprechende Höhe zum Klettern haben. Ratten halten sich gern auf den oberen Etagen des Rattenkäfigs auf, weshalb Rattenkäfige immer mehrere Etagen aufweisen sollten.

Das Mindestmaß ist nicht gleich das optimale Maß!  Ratten müssen sich viel bewegen können, das können sie in so einem knappen Käfig fast nicht. Deshalb sollte wenn immer möglich eine möglichst grosse Voliere angeboten werden.

 

Größere Gruppen benötigen natürlich größere Volieren. Es ist notwendig, bei einer Höhe über 80 cm durchgehende Zwischenböden einzubauen, damit die Ratten nicht zu tief fallen können. Versetzt angebrachte Etagen reichen ebenfalls aus, die Tiere sollten nicht tiefer als 50 cm fallen können. Gerade bei Rangstreitigkeiten oder Vergesellschaftungen können Ratten sonst sehr unglücklich fallen und sich verletzen.

 

Die Gitterstäbe der Käfigwände sollten nicht weiter als 1 - 1,2 cm auseinander liegen. Gerade junge Ratten oder sehr schlanke Weibchen können sich durch einen größeren Gitterabstand durchquetschen.

 

Völlig ungeeignet als Rattenbehausung sind Gehege mit Kunststoffhauben als Oberteil, Aquarien und Terrarien, darin ist die Luftzirkulation schlecht, im Käfiginneren stauen sich Hitze und Nässe, sie sind meist zu klein und nicht hoch genug.

 

Die Einstreu

Nur der unterste Bereich im Gehege oder die Toiletten werden mit Einstreu versehen. Im Fachhandel werden viele Einstreuarten angeboten, die für Ratten geeignet sind, z. B. Hanfstreu, Maisstreu oder feines Buchenholzgranulat. Die normale Kleintierstreu staubt meist sehr stark, viele Ratten vertragen das nicht besonders gut. Allergieratten können auch statt handelsüblicher Einstreu ausschließlich Papierschnipsel als Einstreu bekommen. Für die Toiletten eignet sich auch staubfreier Chinchillasand aus Quarz, in dem die Ratten gern mal buddeln. Etagen werden mit Zeitungspapier, Pappe oder Küchentüchern ausgelegt und sind so leicht zu reinigen und weicher für die empfindlichen Füße.

 

Die Reinigung

Das gesamte Gehege sollte und muss mindestens einmal die Woche komplett gereinigt werden. Dazu setzten Sie die Ratten vorrübergehend in ihre Transportbox oder lassen sie frei laufen (aber Vorsicht, dabei landen sie schnell im Putzeimer oder unter und in der Streutüte). Auf keinen Fall sollten die Ratten zwischen den Reinigungsmitteln herum laufen. Entfernen Sie die gesamte Einstreu aus dem Gehege. Wischen Sie alle Etagen mit heißem Wasser ab. Bei leichten Verschmutzungen können Sie etwas Seife oder Spülmittel in das Wasser geben. Urinflecken können mit Essigwasser oder Zitronensäure entfernt werden. In Wasser aufgelöstes Natron entfernt unangenehme Gerüche. Röhren und andere Spielgeräte sollten heiß abgespült oder zumindest ausgewischt werden. Wenn möglich, wird auch die Bodenwanne in der Dusche heiß abgebraust. Hängematten und Kuschelröhren sollten auch einmal die Woche austauscht und gewaschen werden. Mindestens einmal im Monat werden auch die Gitter und Wände vom Gehege abgewaschen. Anschließend wird neu eingestreut und erst wenn sich der Staub der Einstreu gelegt hat, dürfen die Ratten ihren Käfig wieder neu beziehen.

Beispielbilder von artgerechten Gehegen für Ratten


Die Einrichtung

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Um die Käfigfläche zu erweitern und tiefe Stürze zu vermeiden sollte der Käfig mit verschiedenen Etagen ausgestattet werden. Geeignet sind Holzetagen aus lackiertem Sperrholz, Plastiketagen wie sie mittlerweile sogar schon in Rattenkäfigen fertig angeboten werden, Siebdruckplatten (teuer, aber sehr haltbar) oder auch Etagen aus Plexiglas.

Verzichten Sie beim Einrichten der Rattenbehausung auf Gitteretagen, in denen die Ratten stecken bleiben können. Keine Ratte läuft gern über Gitter und wenn sie darauf ausrutscht kann sie sich dabei schlimmstenfalls die Gliedmaßen einklemmen und brechen oder verstauchen.

 

Plastik

Weichplastik eignet sich nur bedingt, es wird oft zernagt und abgenagte und heruntergeschluckte Splitter könnten zu Darmverletzungen führen. Hartplastik ist allerdings durchaus geeignet. Große Plastikröhren aus dem Baumark oder auch aus dem Zoogeschäft mit einem Durchmesser von mindestens 12 cm (es muss so groß sein, damit die Ratten in den Röhren problemlos aneinander vorbei kommen) dürfen angeboten werden. Diese Röhren können leicht oben am Gitter befestigt werden, einfach kleine Löcher reinbohren und mit Draht am Gitter festdrahten. Ebenso können die Röhren dazu dienen, von einer Etage auf die Nächste zu gelangen.

Die meisten im Handel angebotenen Plastikhäuser haben nicht genug Öffnungen um eine gute Belüftung des Hauses zu gewährleisten, von daher hat es sich bewährt, weitere Öffnungen in die Häuser zu schneiden.

 

Häuser und Verstecke

Mehrere große Rattenhäuser müssen jederzeit angeboten werden, jedes Rudelmitglied muss die Möglichkeit haben, dem Rest des Rudels aus dem Weg zu gehen. Die meisten angebotenen Rattenhäuser sind zu klein, achten Sie darauf, dass mindestens zwei ausgewachsene Ratten bequem im Haus Platz haben. Die Häuser sollten über zwei Eingänge verfügen, damit keine Ratte von einer nachfolgenden Ratte im Haus in die Enge gedrängt wird.

Ideal sind große Holzhäuser, Plastikhäuser, Tonhäuser, Mindestgröße 15 x 20 cm. Die Häuser müssen allerdings von Zeit zu Zeit ausgewechselt werden da sie sich mit Urin vollsaugen. Möchten Sie das verhindern, dann lackieren Sie die Häuser mit sabbersicherem Lack "EN 71" oder schrubben Sie die Häuser mit heißem Wasser jede Woche gründlich ab. Plastikhäuser sollten sehr groß sein, müssen entfernt werden wenn sie stark zernagt werden und müssen viele Lüftungslöcher aufweisen. Die Öffnungen der Häuser und aller Spielgeräte sollten mindestens 8 cm groß sein, damit die Tiere bequem durch passen. Für große Rattenböcke sind häufig noch größere Öffnungen nötig.

 

Hängematten und Kuschelhöhlen aus Stoff

Werden sehr gerne angenommen und können in die Voliere gegeben werden, vor allem auch wenn die Voliere höher sind um Stürze zu verhindern. Die Stoffprodukte müssen aber regelmässig auf grosse Löcher und lose Fasern kontrolliert werden.

 

Korkröhren

Korköhren oder Korktunnel sind ebenfalls gut geeignet für das Rattenheim.  Kork  lässt sich leicht mit Essigwasser reinigen und darf auch mal angenagt werden.

 

Buddelboxen

Buddelboxen gefüllt mit Chinchillasand oder angefeuchteter Kokosfaserhumus und anderen staubfreien Buddelmaterialien sind beliebt im Gehege oder auch im Auslauf.

 

Laufrad

Laufräder können, müssen aber nicht angeboten werden. Ein Laufrad ersetzt niemals ein genug grosses Gehege oder den Auslauf. Wird ein Laufrad angeboten, muss es folgende Kriterien erfüllen:

  • Die Hinterseite des Laufrades muss komplett geschlossen sein. Keine Achsenhalterung, die einen Schereneffekt auslösen können.
  • Die Lauffläche muss geschlossen sein, kein Gitter. Es sollte auch keine zu grossen Sprossen haben, die für einen Zwerghamster kleine Hürden darstellen.
  • Die Lauftrommel muss zwingend genug gross sein. Für eine Farbratte sollte kein Laufrad unter 45 cm angeboten werden.

Wasser

Eine Schale mit frischen Wasser muss immer zur Verfügung stehen. Stellen Sie die Wasserschale auf eine Etage, die Wasserschale sollte so schwer sein und so fest angebracht werden, dass die Ratten sie nicht runterwerfen können.


Das Hauptfutter

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Wanderratten sind sogenannte Allesfresser. Sie ernähren sich jeh nach Lebensraum von den Nahrungsmittel des Menschen, ergänzen dies aber fast immer mit zusätzlicher pflanzlicher Kost aus der Natur. Jeh nach Lebensraum ernähren sich Wanderratten auch mehr oder weniger carnivor mit Vogeleiern, jungen geschwächten Vögel oder kleinen Nagetiere.

Farbratten sind zwar ebenso Allesfresser, dürfen aber unter keinen Umständen mit Tischabfällen ernährt werden.

 

Futtermischung

Der wichtigste Bestandteil des Rattenspeiseplans ist die Futtermischung/das Hauptfutter. Sie besteht aus einer hochwertigen Mischung aus Getreide und andere grossen Sämereien, etwas Hülsenfrüchte und einem Teil tierischem Eiweiss in form von getrockneten Insekten.

 

Getrocknetes Gemüse

Etwas getrocknetes Gemüse erweitert den Speiseplan. Es kann in der Futtermischung oder auch separat als Leckerlie verfüttert werden. Getrocknete Früchte dürfen in sehr kleinen Mengen gegeben werden, besonders beliebt sind Rosinen, aber auch Äpfel, Birnen und Hagebutten werden mitunter gern genommen.

 

Tierisches Eiweiss

Ratten sind keine reinen Vegetarier, sie möchten hin und wieder auch etwas tierische Nahrung auf ihrem Speisezettel finden, das schmeckt nicht nur gut, sondern beugt auch Mangelerscheinungen. 

Fast alle Säugetiere haben eine Lactose-Intoleranz, viel Milchzucker führt zu Durchfall und Aufgasungen.  Deshalb sind normale Milch, Sahne und Dosenmilch tabu. In Magerquark, Hüttenkäse und auch Magermilchjoghurt ist zwar auch Milchzucker vorhanden, aber nur in geringen Mengen. Diese Produkte werden gut vertragen. Hartgekochte Eier können ebenso hin und wieder mal angeboten werden.

Ebenso können lebende oder getrocknete Futterinsekten wie Mehlwürmer oder Grillen etc. angeboten werden.


Die Leckerlies

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Viele Leckerlies, welche Sie im Fachhandel angeboten bekommen gehören absolut nicht zur tiergerechten Ernährung von Ratten. Knabberstangen, Joghurtdrops, Nagergebäck und ähnliche Knabbereien enthalten zu viel Zucker und sind nicht empfehlenswert. Sie machen die Tiere nur dick, schädigen auf Dauer den Darm und die Backenzähne. 

Gesunde Leckerlies wie Nüsse und Kerne, getrocknetes Gemüse/Früchte, Erbsenflocken aber auch Beschäftigungsfutter wie z.Bsp. Flachs finden Sie im Samtpfötli Shop.

Altes, hartes Brot ist ungesund. Brot enthält zu viel schwer verdauliche Stärke und oft auch Backtriebmittel und Salz, somit ist es für Ratten eher schwer verdaulich. Außerdem finden sich auf altem Brot oft Schimmelsporen. Brot sorgt bei übermäßiger Fütterung für Übergewicht. Es sollte deshalb nicht verfüttert werden.


Das Frischfutter

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Um Ihren Ratten Flüssigkeit, Vitamine, Eiweiß und auch Kohlenhydrate zuzuführen und Abwechslung in den Futterplan zu bringen, sollten Sie frisches Gemüse und auch gelegentlich Obst anbieten. Füttern Sie Frischfutter mindestens einmal am Tag. Geben Sie nur kleine Portionen und vergewissern Sie sich, dass die Ratten Frischfutter nicht bunkern. 

Sie können auch verschiedene Kräuter, Blätter und Blüten frisch oder getrocknet verfüttern. Frisches Grün von der Wiese oder selbst gezüchtetes wie z.Bsp. Katzengras oder einer Saatenmischung aus dem Samtpfötli Shop wird sehr gern verspeist. Verfüttern Sie nur Pflanzen, die Sie als ungiftig für Ratten kennen. 


Bücher

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Quellen

www.diebrain.de

Die Nagerhilfe / Nager Info ist eine kleine Organisation mit Hauptsitz in Osnabrück. Die Nagerinfo ist seit dem Jahr 2000 beständig und hat einen sehr grossen Teil zur heuten, artgerechten Haltung und Ernährung von Kleinnager in Deutschland und der Schweiz beigetragen.

 

Nager Info


Die Bilder wurden von lieben Kunden und Usern der Facebook-Gruppe Ratten mit Einverständnis zur Verfügung gestellt.

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